Mittenwald

Mittenwald ist ein Markt im oberbayerischen Landkreis Garmisch-Partenkirchen und liegt im oberen Isartal knapp 100 Kilometer südlich von München zwischen dem Karwendel- und dem Wettersteingebirge unmittelbar an der Grenze zu Österreich.

Mittenwald bildet zusammen mit Krün und Wallgau den Tourismusverbund Alpenwelt Karwendel, der die Region ganzjährig als Ausgangspunkt für Sport- und Freizeitaktivitäten wie Wandern und Skilanglauf vermarktet.

Geschichtlicher Hintergrund
In antiker Zeit verlief durch Mittenwald die Römerstraße Via Raetia über den Seefelder Sattel und den Brenner. Nach ihrer Befestigung als Fahrstraße im 2. Jahrhundert. n. Chr. unter Kaiser Septimius Severus lief sie der über Fern- und Reschenpass verlaufenden Via Claudia Augusta, die ebenfalls Augsburg (Augusta Vindelicum) und Bozen (Pons Drusi) verband, den Rang als wichtigste Verbindung ab. Auf Mittenwalder Gebiet könnte die von der Tabula Peutingeriana erwähnte Straßenstation Scarbia gelegen sein.

Mittenwald war einer der Hauptorte der zwischen Tirol und Bayern gelegenen ehemaligen Grafschaft Werdenfels, die von 1294 bis zur Säkularisation 1802 dem Hochstift Freising angehörte und erst durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 an Bayern fiel. Daher enthält das Gemeindewappen von Mittenwald auch den „Freisinger Mohren“.

Im Mittelalter bedeutender Umschlagplatz auf der Handelsroute vom unteren Weg von Augsburg/Nürnberg nach Venedig, profitierte Mittenwald ab dem ausgehenden 15. Jahrhundert vom Rottfuhrwesen, dem zwischen 1487 und 1679 von Erzherzog Sigmund dem Münzreichen wegen des Kriegs mit der Republik Venedig nach Mittenwald verlegten Bozener Markt und dem transalpinen Fernhandel über die Via Imperii. Am Ende des 17. Jahrhunderts entfalteten sich unter diesen Voraussetzungen neue Gewerbe wie die Bortenwirkerei, die Filetseidenstickerei und ab 1689 der Geigenbau, begründet durch Matthias Klotz. Seitdem entwickelte sich Mittenwald neben dem sächsischen Markneukirchen zum bis heute bedeutendsten Zentrum des Streich- und Zupfinstrumentenbaus in Deutschland (siehe unten).

Mittenwald und Karwendel um 1900
Der Bau der Bahnlinie Garmisch-Partenkirchen – Innsbruck (Mittenwaldbahn) um 1912 brachte den Fremdenverkehr in den Ort.

Mittenwald wurde in den 1930er Jahren Garnison und Ausbildungszentrum der Gebirgstruppe der Wehrmacht. Seit 1956 hat es diese Funktion erneut im Rahmen der Bundeswehr.

Bei Mittenwald endete Ende April 1945 einer der „Evakuierungstransporte“ aus dem KZ Dachau.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 gehörte Mittenwald zur Amerikanischen Besatzungszone. Die Militärverwaltung errichtete von April 1946 bis Ende Januar 1952 ein DP-Lager für jüdische und ukrainische so genannte Displaced Persons (DPs). Unter den Flüchtlingen befanden sich zum Teil heimatlose Ausländer und Angehörige der Wlassow-Armee. Auch Polen, Weißrussen und Russen waren unter ihnen vertreten. Die osteuropäischen DPs wurden in der Gebirgsjägerkaserne und im Lager Luttensee (der heutigen Luttensee-Kaserne) untergebracht, für die jüdischen DPs wurden einige Mittenwalder Hotels requiriert. Die Weißrussen errichteten in der Nähe der Luttenseekaserne ein Denkmal für die Teilnehmer des Sluzker Aufstands.

In den Jahren 2002–2009 demonstrierten vorwiegend linke Gruppierungen mit Unterstützung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten gegen eine Gedenkfeier, die der Kameradenkreis der Gebirgstruppe mit Unterstützung der Bundeswehr seit den 1950er Jahren an Pfingsten am Ehrenmal auf dem Hohen Brendten ausrichtet.

Während des Kalten Krieges tagte am 26. und 27. Mai 1971 die Nukleare Planungsgruppe der NATO in Mittenwald.

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