Presse

Yango vom 13.11.2010 Knifflige Instrumente


Knifflige Instrumente

Rainer Leonhardt baut Geigen - in reiner Handarbeit (von Uwe Gebauer)

Geigen sind ganz schön knifflige Instrumente. Klein und zierlich sind sie, aus besonders gutem Holz zusammengebaut. Sie kommen ohne jedes Stückchen Metall, ohne Schrauben, Nägel und Nieten aus. Und müssen doch ganz schön was aushalten. Zum Beispiel den kräftigen Zug der Saiten. Und die ungeschickten Finger Geigenspieler und -schäler. Rainer Leonhardt baut und repariert diese feinen Instrumente. Er wohnt in Mittenwald in Bayern. Dort gibt es seit ein paar Hundert Jahren Geigenbauer - weil sie früher dort im Gebirge das besondere Holz für die Geigen hatten. Noch heute gibt es dort fast 20 Geigenbau-Betriebe. Und Deutschlands einzige Geigenbauschule.

"Wie das klingt, das weiß ich auch erst, wenn der Bogen das erste Mal über die Saiten streicht." (Rainer Leonhardt)

Leonhardt hat uns erzählt, wie er Geigen baut. Das fängt damit an, dass er sein Holz aussucht. Das muss möglichst gleichmäßig gewachsen sein. Dann klingt das Holz später super. Anschließend braucht der Geigenbauer viel Geduld: In kleine Stücke gesägt, trocknet das Holz, oft 20 Jahre lang, bevor Leonhardt es wieder in die Hand nimmt. Dann fängt er mit Decke und Boden an. Erst werden die Formen gesägt, dann arbeitet er mit einem Stecheisen die Form heraus. Die Werkzeuge sind simpel: Stecheisen, Bohrer, Schraubzwingen. Viele elektrische Geräte hat Leonhardt nicht.

Vielfältig: Streichinstrumente gibt es in allen möglichen Lackierungen.

Die Seiten und der Steg kommen dazu. Mindestens drei Sorten Holz stecken im Instrument. Manches sorgt für guten Klang: anderes ist beweglich zu verbauen. Griffbrett und Wirbel müssen vor allem etwas aushalten. Leim sorgt für die Verbindungen. "Das ist kein Hexenwerk, nur ordentliches Handwerk", sagt Leonhardt. Man muss halt wissen, wie es geht. Andererseits klingt manches doch wie in einer Zauberküche. Für das Lackieren mischt sich Leonhardt seine Farben selbst zusammen.  Aus Zutaten wie Drachenblut, Weihrauch und Krappwurzel. Keine Sorge: Das sind nur alte Namen für Harze und Farbstoffe. Rainer Leonhardt weiß, wie es geht. Aber für Pberraschungen sorgt die Geigenbauerei trotzdem immer noch. Wenn er nach 120, 130 Arbeitsstunden ein Instrument fertig gebaut hat, und alles ist gut gelaufen, ist er sich sicher, dass alles in Ordnung ist. "Aber wie das klingt, das weiß ich auch erst, wenn der Bogen über die Saiten streicht."

Entscheidend: Schon bei der Auswahl des Holzes für die Instrumente muss Rainer Leonhardt gut aufpassen.

Zum Thema:

Teure Instrumente

Geigen, wie Rainer Leonhardt sie baut, sind teure Instrumente. In ihnen stecken über 100 Stunden Arbeit und teures Material. Bei Leonhardt kosten die Instrumente von rund 2000 bis 10000 Euro. Für so viel Geld kaufen sich andere Menschen ein Auto. Immerhin: Schülergeigen gibt es auch schon für ein paar Hundert Euro. Die Instrumente, die berühmte Musiker spielen, sind viel teurer. Oft sind es sehr alte Geigen: manche wurden vor über 200 Jahren gebaut. Wenn sie dann noch aus einer berühmten Werkstatt stammen, kosten sie eine Million Euro oder mehr. ASber nicht nur Millionäre können gut Geige spielen. "Das hört man gar nicht, dass die Instrumente so teuer sind", sagt Rainer Leonhardt.

(YANGO - 13. November 2010)

Weitere Details