Schildpatt

Schildpatt (auch Bissa, Schildkrot, von nordd./niederl. Schildpadde für Schildkröte[1]) ist ein biogenes Material, das aus den flachen Hornschuppen (Scuta) des Rückenschildes (Carapax) von drei Arten von Meeresschildkröten gewonnen werden kann.

Herkunft
Die Zeichnung und damit die Qualität des Schildpatts hängen von der Schildkrötenart und der geographischen Herkunft der Tiere ab. Hellgelbes Schildpatt mit einer braunen bis schwarzen Zeichnung kommt zum Beispiel vorwiegend aus Ostindien. Helles rotbraunes Schildpatt mit einer dunklen rotbraunen Zeichnung stammt dagegen von der ägyptischen Schildkröte. Amerikanisches Schildpatt ist meist rot-fleckig. Einfarbige helle Platten (blindes Schildpatt) sind dagegen eine Rarität.

Der Carapax der ihres Fleisches wegen gejagten Suppenschildkröte (Chelonia mydas) wurde wegen ihrer geringen Dicke nur für die Herstellung von Laternen verwendet. Die Unechte Karettschildkröte (Caretta caretta) und die Echte Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata) haben dagegen Hornplatten, die klar durchscheinend und buntfarbig (gelb, rot, braun, schwarz) geflammt oder gewölkt sind. Deshalb wurden sie lediglich ihres Schildpatts wegen gefangen.

Schildpatt (ba-sig4) wurde bereits unter den Königen von Larsa aus dem persischen Golf importiert. Der Brief UET V 678 aus Ur erwähnt 30 Stücke ba-sig4. Auch die alten Ägypter verwendeten Schildpatt, Gegenstände aus Schildpatt wurden auch in nubischen Gräbern gefunden

Im 18. und 19. Jahrhundert wurde Schildpatt vorwiegend von den Bahamas, den Antillen, den Kapverdischen Inseln und aus Guyana nach Europa importiert. Die holländische Handelskompanie importierte Schildpatt aus Westindien und den Molukken und Spanien meist von den Malabarinseln. Weitere Vorkommen fand man zu der Zeit in Madagaskar, China, Neuguinea und dem Bismarckarchipel.

Das Schildpatt wurde noch in den Herkunftsregionen gewonnen und nach Europa verschifft. Dabei konnten ganze Schiffsladungen durch Wurmbefall vernichtet werden, da dieser von den langen Transportwegen und fehlender Luftzufuhr bzw. -zirkulation stark begünstigt wurde. In den europäischen Häfen – wie z.B. Marseille, Amsterdam und Hamburg – wurde das Schildpatt dann pfundweise an Händler und Kunsthandwerker verkauft.

Im Jahre 1784 kostete ein Pfund Schildpatt in Amsterdam 6 bis 15 Gulden.1895 wurden in Hamburg 9305 kg Schildpatt im Wert von 350.000 Mark verkauft.

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