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"Mit Glöckchenklang ins Pferdejahr" SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

(Nr. 37 - Freitag 14. Februar 2014 S.46f)

Mit Glöckchenklang ins Pferdejahr

Chinaforum und Generalkonsul, Oberbürgermeister und Wirtschaftsvertreter feiern ein Frühlingsfest im Zeichen der fünf Sterne

Halt, stopp, haben Sie schon Ihre Glocke? Ein kleines, rotes Kuhglöckchen am weiß-blauen Band - ausnahmslos ein jeder der 500 Gäste des Bayerisch-Chinesischen Frühlingsfestes bekam am Mittwoch eine solche Zier schon am Eingang umgehängt. Und die meisten ließen sie auch den ganzen Abend am Hals baumeln, schwatzend, lachend, eingelullt vom leisen Geläut. Peinlich? Ach was, ein jeder bimmelte ja. Irgendwie kam es einem dann allerdings doch Spanisch, Pardon: Chinesisch vor, als auch die Ehrengäste des Abends wie eine Herde Fleckvieh bimmelnd auf das Podium der Alten Kongresshalle trottete. Aber nicht, weil das Glöckchen die fünf gelben Sterne der chinesischen Flagge trug und man sich damit streng genommen als Fan der chinesischen Regierung outete. Denn das mag ja durchaus sein b ei einer Veranstaltung, in der es nicht um politische Statements gegenüber dem undemokratischen Ein-Partei-System in China geht, sondern um Geschäfte mit dem Land. Und überdies war das chinesische Generalkonsulat in München gemeinsam mit der Landeshauptstadt und dem bayerischen Wirtschaftsministerium ja Schirmherr des Festes.

Sonderbar kam einem das Glöckchen nur deshalb vor, weil doch nicht der Beginn des Jahres des Ochsen, sondern der des Pferde-Jahres gefeiert wurde. Und das Pferd, Moderatorin Li Nan sagte es so schön, steht in China für Kreativität, Schwung, Produktivität. Nichts für Zauderer also, wie es Kühe sonst so sind. Li brachte gemeinsam mit Stefan Geiger vom Veranstalter, dem Chinaforum Bayern, diesen Schwung ins Podium, beispielsweise mit Fragen wie: "Als was wollten Sie wiedergeboren werden (wenn Sie denn daran glauben), als Bayer oder Chinese?" Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) beispielsweise möchte nach seinem Tod gerne "Kater in meinem Haus" werden - der hervorragenden Lebensbedingungen wegen. Chinas Generalkonsul in München, Zhu Wanji, schränkte-ganz Parteilinie- erst ein, er glaube ja nicht an Wiedergeburt, habe aber nichts dagegen, wenn andere daran glaubten (ein verstecktes Zugeständnis an die Tibeter?). Er wolle sich da lieber dem Hier und Jetzt zuwenden, aber falls es ihm doch widerfahren sollte, noch einmal auf die Erde zu kommen, wolle er wieder Chinese sein, selbstverständlich, des guten Essens wegen. Man muss dazu wissen, dass Zhu in seinem Generalkonsulat am Nymphenburger Schlosspark nach eigenen Angaben den besten chinesischen Koch ganz Bayerns beherbergt, denn er meinte: "Das Generalkonsulat ist ja das beste China-Restaurant." Ein denkwürdiger Einblick in die sogenannten inneren Angelegenheiten der Volksrepublik China. Aber es kam noch gewagter: Zhu berichtete, man habe im Moment weniger offizielle chinesische Delegationen zu empfangen, als sonst, und stellte das eindeutig in Zusammenhang mit der neuen Führung in Peking, die es sich ja zur Aufgabe gemacht hat, die Korruption richtig auszumerzen. Vielleicht könnte dann ja derc Konsul-Koch öfter auch außerhalb... (Edeltraud Rattenhuber)

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